Die Geschichte von Havana Club

 

Hier habt ihr die Möglichkeit in die Geschichte des Havana Club einzutauchen. Trotz vieler investierter Stunden konnte ich nirgends eine komplette Geschichte über den interessanten Werdegang finden. In mühsamer, wochenlanger Arbeit habe ich durch Internetrecherche die Geschichte zusammenstellen können. Natürlich kann es hier und da zu kleineren Fehlern kommen. Ich bin für Anmerkungen sehr dankbar. Als Quellen diente mir neben Wikipedia auch diverse Rumseiten, Interviews mit Familienangehörigen aus den USA, sowie die offizielle (sehr seltene) Biografie zum 75. Jubiläum der Jose Arechabala S.A. aus dem Jahr 1953, aus der auch die meisten Bilder bis zum Niedergang entnommen sind.

La Vizcaya 1878-1921 / Jose Arechabala S.A. 1921-1966 /

Havana Club 1966-heute:

  

1847: Jose Arechabala Aldamo wurde am 9. November in Gordejuela in Vizcaya geboren. Die Quellen sagen nichts über seine Kindheit oder seine Jugend aber sie waren sicherlich nicht erfreulich denn bereits als 15-jähriger suchte er in Kuba nach neuen Horizonten.


1863: Er kam am 21 September 1863 auf die Insel...

1860er/70er: ...und arbeitete erst mit seinem Verwandten Antonio Galindez Aldama, wohnahft in Matanzas und dann im Hause Bea im Schiffshandel, Eisenhandel und Bank, etwas normales damals als die Firmen die Rolle der Banken übernahmen.

1874: José heiratet Carmen Hurtado de Mendoza. 

 

1878: 15 Jahre später wählte er Cardenas als den Ort aus, in dem er sich niederließ und

seine Familie aufwachsen sollte. Auf Raten kaufte er den Betrieb von Joaquin de Zulueta. Er destillierte den Honig von 7 oder 8 Honigplantagen aus der Region. Das Rohmaterial kam über den Seeweg aus Sagua la Grande und Yaguajay. Der Schätzwert lag bei ungefähr 33.000 Goldpesos, oder 167.000 Pesos in Scheinen.


1880: Im Februar 1880 trug er den Betrieb "La Vizcaya" in das Handelregister ein. Der Name bedeutet "Die Biskaya"und verweist auf seine baskische  Herkunft. Cardenas war eine junge neue Stadt mit einer Eisenbahngesellschaft und einem Hafen. Der wachsende Wohlstand übertrug sich auf die ganze Region.

1884: Villa Carmen wird gebaut. Die neue Residenz von José Arechabala

Jose Arechabala's Haus: Gebaut im Jahr 1884

 

1888: Ein gewaltiger Hurricane verwüstete die Stadt und vor allem die Distillerie.

Der Betrieb lief in den letzten Jahren so erfolgreich, dass er den Wiederaufbau (ca. 50.000$ Gesamtkosten) aus eigenen Mitteln schaffte.


1890: José Fermin Iturrioz y Llaguno wird geboren. Großneffe vom Gründer Jose.


1895-1899: Während des Unabhängigkeitskrieg von Spanien wurde Cardenas fast komplett zerstört. Der internationale Handel brach komplett zusammen. 

 

1902: José’s Großneffe und Patensohn, der 12-jährige José Fermin Iturrioz y Llaguno kurz “Josechu” arbeitete in Nebenjobs und Putzarbeiten für seinen Onkel. Aber er war

mehr daran interessiert die Schule zu beenden, statt einen festen Job anzunehmen.

Josechu war der Sohn seiner Nichte Juana Llaguno y Arechabala und eines Lagerarbeiters des Unternehmens Fermin Iturrioz Michelena, der nach seiner Immigration aus Spanien im Hause der Arechabalas wohnte. Das Paar heiratete 1889.

 

1903: Die Zuckerraffinerie wurde eröffnet und man hatte somit ein zweites Standbein. 

 

1903 starb der Vater und Josechu war somit mit 13 Jahren das Oberhaupt der jungen Familie. Er fand einen Mittelweg mit Hilfe von Jobs in anderen Betrieben, um neben seiner Schulausbildung auch für die Familie zu sorgen.


Iturrioz-Kinder 1907: Von links nach rechts Juana Catalina (Cuca), Ramon, Josechu und Totolo

 

1907: Mit 17 kehrte Josechu in den Familienbetrieb zurück. Er wurde schnell zu einem

vorbildlichen Geschäftsmann an der Seite seines Patenonkel Don José.


Jose's Frau: Dona Carmen Hurtado de Mendoza y Garcia, 1853-1919

1919: José's Frau Carmen verstirbt im Alter von 65/66 Jahren. In Santa Cruz del Norte wird unabhängig von Arechabala S.A. die Rumbrennerei Habana Club gegründet.

 

1920: Die amerikanische Prohibition beginnt. Alkohol ist in den USA illegal.


1921: Nachdem der Umsatz in den letzten Jahren immer weiter nach oben ging, übernahm Arechabala einige andere vor Ort ansässige, kleinere Betriebe. Es entstand am 18.01.1921 die José Arechabala S.A.. Jose wurde mit 75 Jahren der erste Präsident. Sein Schwiegersohn, José Arechabala y Sainz wurde der erste Direktor. Zum Unternehmen gehörten kleinere Transportschiffe. Die direkte Lage am Hafen war optimal.


Das erste Firmenlogo


1920er: Die Amerikaner entdecken Kuba für Glückspiele, Prostitution und den Genuss

José Arechabala, 1847-1923

von Alkohol, der in den USA illegal ist. Der Alkoholschmuggel von Kuba in die USA wurde immer bedeutender. Carmelina Arechabala wird geboren. Sie ist die Enkelin von José und gilt als inbegriff des It-Girls. "Ein Leben wie Carmelina" gilt noch heute als eines der berühmten Sprichwörter auf Kuba. Sie wurde in eine der reichsten Familien des Landes geboren und genoss das Leben, wobei sie aber trotzdem eine beliebte Persönlichkeit blieb. 

 

1923: Firmengründer José Arechabala verstirbt am 15. März. Er hinterlässt 5 Kinder: Juana, Carmela, José Antonio "Toto", Mercedes und José Nicolás "Pepucho". Seine sterblichen Überreste werden in die Familiengruft nach Gordexola gebracht. Er war für die öffentliche Beleuchtung zuständig, weil seine Firma das Gas zur Verfügung stellte. Außerdem ließ er ein Theater für Cardenas bauen, welches seinen namen trug, "Arechabala Theater". Seine Handlungen waren das Spiegelbild seiner Hingabe an die Kultur. Er ließ viel Grün errichten und Gärten anlegen. Cardenas war sein Adoptivsohn, so sagte man.

Das luxuriös ausgestattete Arechabala Theater während eines Banketts. Im Vordergrund sind einige lokale Größen aus Cardenas zu sehen, ~1920

José's Tod war der Beginn vieler unglücklichen Familientragödien.

Es heißt das Toto's Frau Nati, La bilbainita bei der Geburt des gemeinsamen Sohn verstarb. Auch das Neugeborene überlebte nicht. Beide sind ebenfalls in Gordexola beigesetzt worden.

 

1924: Nachfolger José Arechabala y Sainz wird von Kidnappern getötet.

 




1926: Ein weiterer Schwiegersohn, Gabriel Malet y Rodriguez verstarb. Später

wurde die Witwe des ermordeten Schwiegersohns (José’s Tochter) das Opfer

krimineller Erpressungen. Die örtliche Polizei fing die Erpresser, als sie sich als Tochter verkleidet mit den Erpressern trafen. Nach diesen Ereignissen fühlte sich

die Familie auf Kuba nicht mehr sicher und viele siedelten nach Spanien über.

Einige kehrten später zurück. Die meisten lebten bis an ihr Lebensende von

Dividenden und Gewinnen des Betriebs in Cardenas, bzw. von Verwandten, die noch

in Cardenas arbeiteten. Josechu wurde mit nur 36 Jahren auserwählt den Betrieb zu führen.


1928-1933:  1928 begannen schwierige Verhandlungen mit den USA die den Export von raffiniertem Zucker bestimmen sollten. Sie zogen sich bis 1933. Zusammen mit anderen Firmen verhinderte man auch den Niedergang der Zuckerraffinerien.


1929: Der New Yorker Börsencrash und die amerikanische Prohibition machten vielen zu schaffen. Die Wirtschaft ging in der Region langsam bergab. Die Eisenbahngesellschaft ging nach Havana. Genauso wie viele andere Unternehmen aus der Region. Der Hafen, der frühere wirtschaftliche Mittelpunkt der Region  alterte und auch hier verlagerte sich immer mehr nach Havana. Die Schiffe

Whiskyfässer zum befüllen bereit. 1930er

benötigten mehr Tiefgang und viel mehr Platz  als in Cardenas gegeben war. Im Jahr 1924 gab  es ein Gesetz das 700.000$ Subventionen freigab um den Hafen zu modernisieren. Auch ein Wellenbrecher sollte zum Schutz im Hafenbecken installiert werden. Somit wäre die Region auf 50 Jahre gestützt. Die Regierung um Gerardo Machado stoppte das Projekt. Das bereits ausgezahlte Geld tauchte nie wieder auf. Die firmeneigenen Piers und Docks waren die einzigen noch brauchenbaren Anlegestellen im Hafen von Cardenas.


1930s: Josechu erbaute eine neue Familienreseidenz, nur ein paar Meilen von Cardenas entfernt. In Anlehnung an seinen Großonkel (Gründer Jose) und seiner Großtante nannte er die Resedenz JosOne. Heute kennen wir das Gebiet unter den Namen Varadero.

 

Der Hafen Cardenas nach einem Hurrikane 1933

1931 eröffnet das Mofuco Motorenwerk. Es wurde für die Forschung und Produktion von Kraftstoff in Form von Alkohol verwendet.







1933: Wieder suchte ein großer Hurrican Cardenas heim. Es gab 33 Tote und über 100

Verletzte. Der Schaden in der Arechabala Fabrik betrug rund 500.000$. Man brauchte

Monate, um den Betrieb wieder aus eigenen Mitteln aufzubauen. Darüber hinaus wurde entschieden, den Hafen selbstzu modernisieren und zu vertiefen um weiterhin Geschäftsfähig zu bleiben. 

 

1933: Die Prohibition wurde beendet. Der Export in die USA ließ auf gute Zeiten hoffen.


Die ersten Havana Club Flaschen aus den 30er und 40ern

1934: Am 19.03 wird die neue Fabrik eröffnet und auch ein neues Produkt auf dem Markt gebracht. Die Geburt des "Havana Club". Angeblich basierte er auf den zuvor hergestellten "Ron Viejo Superior". Man exportierte ihn auch in die USA. Das Rezept wird sich bis zum Verkauf an Bacardi (1997) im Familienbesitz befinden. Er gilt als der beste Rum der Zeit. Die Alkoholherstellung für medizinische Zwecke wurde ebenfalls begonnen. Außerdem heißt es, dass die Arechabala S.A. auch der Erfinder von "Süßigkeiten am Stock", die heutige Form des Lutschers ist. Neueste Maschinen und Techniken wurden dafür eingesetzt. Nach 3 jahren Forschung begann man zusätzlich mit der Herstellung von Benzin auf Basis von Alkohol, "Mofuco".


Havana Club Bar

1935: Die weltberühmte Havana Club Bar eröffnet am 29. Mai an der Plaza de la Catedral in Havana. Am 31.12 wird Ramon Arechabala geboren.



 

1936 eröffnet die Arechabala Süßwarenfabrik.


1939: Der Ausbau des Hafens begann. Talent, Arbeitskräfte und Ausrüstung wurden

Eine Luftaufnahme aus den frühen 40ern von Cardenas. Im Vordergrund sieht man das Firmengelände und den Hafen

ausschließlich von der Arechabala S.A. gestellt. Nach 5 Jahren harter Arbeit hatte man neben einem modernen Hafen auch eine neue Küstenlinie, Grünflächen, einen Jachthafen und eine Strandpromenade erbaut.

1939: Arechabala S.A. bringt ein Magazin "Gordejuela Cardenas" heraus, dass über aktuelle Themen in Cardenas, hauptsächlich im Zusammenhang mit dem Unternehmen, berichtet. Es hebt vor allem das gute Verhältnis zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten hervor. 

1940er: Immer auf der Suche nach neuen Geschäftsbereichen schaffte Josechu

immer mehr Arbeitsplätze. Man produzierte außerdem noch Jutesäcke und die Süßwarenherstellung wuchs. Während des zweiten Weltkriegs arbeiteten knapp

über 1000 Mitarbeiter für Arechabala S.A. Sie war bereits seit fast 2 Jahrzenten der größte Arbeitgeber Cardenas. Carmelina wurde in den 40ern das berühmteste

It-Girl auf Kuba.

 

Carmelina Arechabala und Josechu

1943 begann man unter dem Namen Alcoelite mit der Herstellung von destilliertem Alkohol.  Während des zweiten Weltkriegs war das Benzin sehr knapp. Die Arechabala S.A. produzierte 63% das nationalen Verbrauchs. Dadurch kam der Bodentransport nie zum erliegen.

 

Distillerie mit 125.000 Litern Kapazität; 100.000 Liter könnten pro Tag abgefüllt werden


1944: Die Welt war im zweiten Weltkrieg, doch die Aussichten auf wirtschaftlichen Erfolg waren fast grenzenlos. Die folgenden Jahre verliefen sehr gut und das Unternehmen erwirtschaftete viel Geld

 

 

 


 

1949 besaß man mittlerweile 6 Transportschiffe. Das Firmengelände war rund 60 Hektar groß. Darüber hinaus gehörten Plantagen für Zuckerrohr dazu. 

 

1951: Josechu's 25 jähriges Jubiläum als Firmenchef


1951, von links nach rechts: Ramon Iturrioz, Juana Catalina (Cuca) Iturrioz, José Fermín (Josechu) Iturrioz and Teodoro J. F. (Totolo) Iturrioz

1955: Die Markenrechte in Spanien und der Dominkanischen Republik liefen aus

und wurden nicht erneuert. Nur Jose Arechabala persönlich könnte sie erneuern.


1955: EIn Gruppenfoto mit allen Mitarbeitern die 25 Jahre oder länger im Unternehmen tätig sind. Man beachte auch, dass alle sehr gut gekleidet sind, was auf eine gut Bezahlung deutet. Es gibt keine Unterschiede zwischen Schwarzen und Weiß


1956: Die Produktionen waren in allen Bereichen über die der Konkuurrenz in Kuba. 1956 produzierte La Vizcaya rund 6 Millionen Liter Spirituosen und Spirituosen über 95% Alkohol. Darunter waren Cognac, Liköre, Anis, Bacardi produzierte in dieser Zeit ca. 3,118 Millionen Liter Alkohol.


Späte 1950er: Dann folgten die turbulenten 1950er Jahre, in denen das Unternehmen in

ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten geriet. Vor allem gegen Ende der 1950er.

Zucker wurde in anderen Ländern günstiger hergestellt. Und bei der

Rumherstellung gab es in und um Kuba viel Konkurrenz.

 

Josechu mitte der 50er

1959: Am 1.1.1959 stürzte Castro das Regime um Batista. In den folgenden Monaten wurden alle Eigentümer von Grund, Land und Betrieben entschädigungslos enteignet. Alles wurde verstaatlicht.

 

1959: Am 31.12.1959 brach eine Spezialeinheit unter der Führung von Calixto Lopez in die Büroräume der JASA ein. Unter Androhung von Gewalt riss man die Herrschaft des Unternehmens an sich. Alle Bücher und wichtigen Papiere wurden beschlagnahmt. Aufgrund der Feiertage

befanden sich viele Familienmitglieder und leitende Familienangehörige im Ausland auf Familienfesten. Ein Großteil kehrte aus Angst vor dem Gefängnis nie wieder zurück. In den nächsten Wochen und Monaten arbeiteten viele Familienangehörige und Mitarbeiter ohne Geld zu bekommen. Viele flohen und

verliessen das Land via Spanien in die USA. Das Staatsunternehmen Cubaexport

kümmerte sich um die Geschäfte. Das Versprechen, eine faire Abfindung und

Entschädigung zu zahlen, wurde nie eingehalten. Alle Betriebe auf Kuba wurden von

Staatskontrolleuren unter Verwendung der ursprünglichen Handelsmarken und Aufmachung geführt.

 

Anmerkungen/Gerüchte: Es ist umstritten, ob Arechabala S.A. tatsächlich nach dem Jahr 1955 noch

Rum produzierte, und ob die kubanische Regierung eigentlich nur noch eine

Bankrottmasse übernahm. Der eigenständige Bau des Hafens und die Investitionen in die Region kann der Grund für finanzielle Probleme gewesen sein. Dazu kam die Zuckerkonkurrenz aus dem Ausland.


Ungeklärt ist auch ob Josechu Ende der 50er noch Präsident war, oder abgelöst wurde. Auch Misswirtschaft aufgrund eines Wechsels in der Führung könnte für den langsamen Niedergang verantwortlich sein. Gerüchte zufolge wurde er schon 1953 durch Carmen Arechabala, eine Tochter vom Gründer und Witwe von Jose Arechabala Sainz, Neffe Ihres Vaters, ersetzt. Höchste Anzahl von Beschäftigten: 2650 Mitarbeiter


Eventuell wurde die Firma nach 1959 (vllt nach der Stürmung des Castro Regime?!?) in Jose Antonio Echeverria umbenannt.

 

1960: Im Oktober kam das Gesetz 890 heraus. Es bestätigte, dass alle Firmen nun

Staatseigentum waren. Schrittweise startete das US-Embargo. Man reduzierte den import von Zucker um 7 Millionen Tonnen.


Nach 1960 produzierte man fast ausschließlich nur noch Rum und Rumliköre. Dies deutete sich in den vorigen Jahre durch die Zuckerkrisen bereits an.

 

1962: Das Wirtschaftsembargo der USA vom 7. Februar 1962 unterband zwar den Verkauf kubanischer Erzeugnisse in den USA, nicht aber die Eintragung von Handelsmarken unter den US-Lanham Act bzw. General InterAmerican Convention for Trade Mark and Commercial Protection (IAC).

Im Juni 1962 war Cárdenas Ort der ersten großen Protestdemonstration der kubanischen Bevölkerung gegen die Regierung. Viele Bewohner der Stadt waren unzufrieden mit den Auswirkungen der kommunistischen Wirtschaftspolitik und der Einschränkungen ihrer Freiheiten. Die Versorgungssituation hatte sich seit der Revolution deutlich verschlechtert, so dass die Regierung die landesweite Lebensmittelrationierung einführte. Die kubanische Führung schickte Soldaten und Panzer aus anderen Landesteilen nach Cárdenas. Anschließend ließ die Regierung die Panzer in einer Militärparade auffahren, die auch Artillerie und Überflüge von Kampfflugzeugen umfasste. Angeblich kam es zu vielen Hinrichtungen

 

1966: Nach dem Rausschmiss kämpfte sich der Vertriebsleiter Ramon Arechabala

mit Gelegenheitsjobs durch. Aber immer, wenn er sich etwas aufbaute, entriss es ihm

die Regierung. Das Misstrauen dem eigenen Volk gegenüber war nach dem

Schweinebuchtvorfall groß. Ramon kam ins Gefängnis und man stellte ihn vor die

Wahl, Kuba zu verlassen oder eine lange Zeit im Gefängnis zu bleiben. Er floh über

Madrid nach Philadelphia und landete schliesslich in Miami. Er besaß nichts außer

der Kleider an seinem Körper, seiner Frau und seinem Kind. Allerdings kannte er die

Rezeptur des Havana Club auswendig. Er hatte den Traum der Rum-Produktion nicht

aufgegeben.

 

1966: Die kubanische Regierung erneuerte im Namen von Jose Arechabala die

Markenrechte. Cubaexport generierte ausserdem das neue Havana Club Logo.

 

1969: Am Neujahrstag verstarb Josechu als gebrochener Mann in New York.

 

Eine andere Ansicht der Arechabala Büroräume, 1990er

1970s: Nachdem die Destillerie von Cardenas nach Santa Cruz del Norte umgezogen wurde verloren viele Ihre Jobs. Die Wirtschaft brach ein und die Population ging bis zu den 90ern von 70.000 Einwohner auf 20.000 zurück.


1970: Der Standort in Cardenas wird geschlossen und zieht in eine neu gebaute Distillerie nach Santa Cruz del Norte.



1971: Der neue Maestro Ronero wird Don Jose Navarro.

 

1972: Die Kubanische Regierung vertreibt den Rum ausschliesslich unter dem Namen

Havana Club. Anders als Bacardi konnte die Regierung den Markennamen gut

nutzen, weil Arachebala keine Fabriken im Ausland aufgebaut hatte und es somit keine

Streitigkeiten um Namensrechte im Ausland gab.

 

1973: Der Markenschutz “Havana Club”, der sich noch im Besitz der Arechabala

Familie befand, läuft aus. Er wurde nicht verlängert.

 

1973-1993: 70% des Exports geht in die UdSSR bzw. nach Russland, mit denen man

auch politisch eng zusammen arbeitete.

 

1974: Der ehemalige Vertriebsleiter Ramon fliegt mit seinem Bruder Miguel nach

Nassau (Bahamas), wo Bacardi seinen Sitz hat. Man prüfte die Möglichkeit einen

Havana Club Rum zu produzieren. Herr Pelaez meldete sich im Abschluss aber nicht mehr. Später kam heraus, dass er krank wurde und kurz darauf verstarb. Im selben Jahr

diskutierte man die Verlängerung der Markenrechte. Allerdings saß Javier der

Cousin Ramons und Firmenanwalt von JASA immer noch im Gefängnis auf Kuba.

Aufgrund von Unkenntnis über die aktuelle rechtliche Lage auf Kuba kam es

jedoch nicht dazu.

 

1976: Da die Arechabala Familie die Rechte nicht verlängerte, meldete Cubaexport

die Marke in 70 Ländern neu an. Aufgrund des Embargos fand der Rum keinen

Absatzmarkt in den USA

 

1960er & 1970er: In den Sechziger- und Siebzigerjahren fanden in den USA

Gerichtsprozesse statt, in denen etlichen ursprünglichen kubanischen Besitzern ein

gemeinschaftsrechtliches USA Markenrecht, dass in den Zeiten vor den Enteignungen entstanden war, zugesprochen wurde.

 

1993: Als die ersten Gerüchte und Zeitungsartikel zum bevorstehenden Joint-Venture mit Pernod Ricard auftauchten, schrieb Ramon einen Brief an Herr Patrick

Ricard. Er wies ihn darauf hin, dass ohne die Geheimrezepte der Familie Arechabala

niemals ein Original Havana Club hergestellt werden kann. Nach einem

Antwortschreiben und der Zusicherung sich den Fall anzunehmen, verhandelte ein

Anwalt für Pernod Ricard in Spanien mit der Familie Arechabala über die Marke. Das

Angebot wurde als lächerlich gering bezeichnet und abgelehnt (auch aus Wut, dass

das Unternehmen ein Geschäft mit dem Castro Regime plante). Bevor die ersten

Gerüchte des Joint-Venture die Runde machten, traf Ramon sich ein weiteres Mal mit

Bacardi (Herr Prado). Man einigte sich darauf Bacardi die Rechte zu geben, Havana

Club nach dem Originalrezept zu produzieren. sowie den Original Namen verwenden zu dürfen.

 

1993: Im November 1993 gründeten auf der einen Seite Cubaexport als Eigner der

Destillerie und Cuba Ron als zentraler kubanischer Distributor und auf der anderen

Seite Pernod Ricard zusammen ein Joint-Venture. Dieses sieht u.a. vor, dass Pernod

Ricard die Produkte von Havana Club weltweit vertreibt, während Cuba Ron die

Produkte von Pernod Ricard in Kuba vertreibt

 

Die Gebäude sind heute sichtlich runtergekommen. Gerade im Vergleich zum Jahr 1953

1993-2000: Nach dem Joint-Venture steigte der Absatz jährlich um einen zweistelligen Prozentsatz.


1995: Ungeachtet der Enteignung durch die kubanische Regierung (1960) verkaufte die Familie Arechabala die Marke Havana Club für angeblich 1,25 mio. $ an Bacardi. Daraufhin begann Bacardi massiven Einfluss auf die Politik zu nehmen, um seine erworbenen Markenrechte durchsetzen zu können. Denn nach der Rechtslage von 1994 war es äußerst zweifelhaft ob die Arechabalas die nunmehr verkauften Rechte überhaupt noch besessen hatten, da diese 1973 abgelaufen waren. Zunächst exportierte Bacardi 1995 16 Kisten eine auf den Bermudas destillierten Rum gleichen Namens in die USA. Der Havana Club von Bacardi basiert auf dem Originalrezept der Familie Arechabala. Die Rechte hatte man mündlich im Jahr 1993 mit Ramon Arechabala ausgehandelt. Gleichzeitig forcierte man mittels massiver Wahlkampfspenden an ausgewählte Senatoren den Helms Burton Act, der auch als Vacardi Act/Law in die US-Rechtsgeschichte einging. Das Gesetz sieht vor, dass US-Firmen juristisch gegen Unternehmen vorgehen können, die enteigneten Besitz auf Kuba nutzen.

 

1996: Nachdem das Gesetz im März verabschiedet war, begann man ab Mai des

gleichen Jahres mit der verstärkten Einfuhr des Bacardi-Havana Clubs in insgesamt sieben US-Bundesstaaten. Daraufhin verklagte Pernod Ricard den 

Distributor Galleon und Bacardi vor dem U.S. District Court for the Southern 

District. Parallel zum anschließenden Prozess weitete Bacardi seine Lobbyarbeit 

weiter aus. So erhielt beispielsweise Jeb Bush,, der Gouverneur von Florida, 

Wahlkampfhilfen von insgesamt 200.000 US-Dollar und versuchte daraufhin das 

Verfahren zu beschleunigen.

 

1997: Eine formelle Einigung zwischen der Familie Arechabala (Wortführer war

Ramon) und Bacardi wird unterzeichnet

 

1998 wurde dann ein weiteres Gesetz namens Omnibus Appropriations Act erlassen.

Dessen Section 211 wurde weitgehend von einem Lobbyisten Bacardis verfasst, der

dafür 600.000 US-Dollar bekam, und verbietet Eintrag und Verlängerung von

Markenschutzrechten in den USA, die früher einmal enteigneten Kubanern gehört

haben. Damit war es ab diesem Zeitpunkt der Havana Club Holding nicht mehr

möglich, das Markenrecht an Havana Club nach Ablauf der Schutzfrist in den USA

zu verlängern.Die WTO schaltete sich ein und erklärte die Section 211 für illegal. Die

USA wurden aufgefordert, das Gesetz bis Ende 2004 abzuschaffen, was bis heute

nicht geschehen ist. Schließlich zogen sich die Prozesse solange hin, dass der

Markenschutz am 3. August 2006 auslief. Da die Havana Club Holding die Marke

aufgrund der Section 211 nicht neu anmelden konnte, entfiel der Grund für den

Rechtsstreit, und die Verfahren wurde vorläufig eingestellt, ohne dass es ein

letztinstanzliches Urteil gab. Fünf Tage später begann Bacardi mit dem Verkauf

seiner eigenen Version von Havana Club in den USA, nunmehr hergestellt in

Puerto Rico

 

1999: In Spanien kam es ebenfalls zu einem Prozess zwischen Bacardi und Pernod

Ricard über die Marke Havana Club. Nachdem Bacardi nach mehreren Instanzen

2007 unterlag, beschwerte sich das Unternehmen vor dem obersten Gerichtshof

des Landes. Dieser lehnte die Beschwerde 2011 ab.


Havana Club Museum

2000: Eröffnung des Havana Club Museum in der Altstadt von Havana.


     

Whiskyfässer gefüllt mit Rum, gestapelt bis an die Hallendecken

2007: In San Jose (Kuba) wird eine weitere Distillerie eröffnet, die laut Firmenangaben 66.000.000$ gekostet hat. Sie ist die modernste Distillerie Kubas und hat eine Kapazität von 12.000 Flaschen pro Stunde. In Ihr wird ausschließlich brauner Rum hergestellt.

 

2008: Mittlerweile wird der Rum in 125 Ländern weltweit vertrieben.

 

2010: Ramon Arechabala verstirbt am 10.02.2010

 

2012: Nachdem der Oberste Gerichtshof der USA die beantragte Revision des

Verfahrens im Mai abgelehnt hatte, registrierte Pernod Ricard die Marke

„Havanista“, unter der der in Kuba hergestellte Havana Club-Rum in den USA

angeboten werden soll, sobald das dies noch verhindernde Handelsembargo gegen

Kuba aufgehoben werden sollte.

 

Ein historischer Handschlag

2014: US Präsident Obama kündigt eine Lockerung des Embargsos und weitere Annäherungen zu Kuba an.


2015: Pernod Ricard, machte mit dem Gesamtunternehmen (inkl. aller Liköre, Whgisky, Vodka usw.) einen Umsatz von 9,7 Mrd. $. Bacardi 4,48 Mrd. $ ausschließlich mit Rum. Im Schnitt verkauft Pernod Ricard außerhalb der USA rund 4 Millionen 9-Liter Kartons Havana Club Rum.


2016: Die aktuellen Havana Club von Bacardi

2016: Mai; Bacardi gibt bekannt, dass es bald 2 neue Havana Club Puerto Rican Rum geben wird.

Juni; Pernod Ricard sieht eine große Chance im US Markt und kündigt an in den kommenden Jahren 90 Mio $ in Kuba zu investieren.


Übersicht aller hergestellten und auch zur weiteren Verarbeitung importierten Produkte, sowie Eckdaten aus den späten 1950ern:

Platz für 2 Millionen 147kg (325lb) Säcke Zucker

eine der produktivsten und modernsten Zuckerraffinerien

Sirup 

Melasse Anlage mit einer Kapazität für 5 Millionen Gallonen

Älteste und größte Brennerei Kubas

Petroleum Werk

Rohstoffherstellung für Papier

Alkohol für die Industrie (Motoren)

Süßigkeiten

Rum

Cognac

Industriebenzin

Brandy

Marmelade

Honig

Cremes

 

 

Zu "Josechu" Arechabala

Trotz seiner großen wirtschaftlichen Erfolge vergaß er nie seine Mitmenschen und

sorgte für die Bedürfnisse seiner Region und der der Mitarbeiter. Er unterstütze

auch die Kirche. Er selbst hatte keine eigenen Kinder, behandelte aber die seiner

Geschwister und engen Verwandten als wären es seine eigenen. Er war ein sehr

beliebter und geschätzter Mann. Jedes Jahr verloste er ein Haus für einen seiner

Mitarbeiter. Er machte keine Unterschiede zwischen schwarz und weiß.

 

Anwesen: Varadero Beach. Nach der Flucht nutzte das Castro Regime das Anwesen

für andere Staatsoberhäupter.  Salvatore Allende (Chile) und Leonid Brezhnev

(Russand) waren Gäste. In den kommenden Jahren erbaute man Restaurants, Parks und Hotels für Touristen auf dem Gelände. Das Varadero wie man es heute kennt.

 

Logo

La Giraldilla, eine Frauenstatue auf dem Turm des Castillo de la Real Fuerza, das

den Hafen von Havanna beherrscht, ist das Wahrzeichen von Havana Club. Sie

stellt angeblich Inés de Bobadilla dar, die ihren Mann als Gouverneurin von Kuba

beerbte (1539). La Giraldilla, die auch das Wahrzeichen der Stadt Havanna ist, gilt als

Symbol von Treue und Sehnsucht, ihr Konterfei schmückt jede Flasche Havana Club.

Das Logo wurde nach der Revolution von Cubaexport ausgesucht.

 

Firmenorganigramm des heutigen Havana Club

 

Cardenas, im roten Kästchen das ehemalige Firmengelände


Karte von Cardenas


Eine Luftaufnahme von Varadero und Cardenas. In rot das ehemalige Firmengelände





 

 

 

 

 

 

 
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